Willkommen im Wunderland.

aposHatte gerade eine sehr interessante Unterhaltung mit Herrn „Leck-mich-am-Arsch-ich-glaub-ich-spinne“. Hat es heute allen ernstes geschneit? Mittlerweile glaub ich ja echt, dass die Menschen eigentlich vom Mars kommen und zur Erde umsiedeln mussten, weil sie den Mars kaputt gemacht haben. Ich meine, wieso sieht es sonst so beschissen auf dem Mars aus? Auf jeden Fall lacht uns der Mars jetzt aus. Ich glaube es hackt. Schnee am Ende des dritten Jahresmonats. Wenn ‚2Unlimited’ jetzt noch n Comeback feiern, dann hängt morgen die 23-jährige Leiche eines Mannes auf irgendeinen Dachboden in Jena.

Und ich habe heute an meinen vorletzten Aufenthalt zuhause in Berlin denken müssen. An einem Abend hat man mich überredet in ein sehr fragwürdiges Etablissement mitzugehen. Tanzen. Und da ich das nur kann, wenn ich kaum noch fähig bin zu sprechen, hab ich mir vorher mit einigen meiner Freunde ganz erheblich die Lichter ausgeknipst. Dieses fragwürdige Etablissement ist ein Club, der sich im Besitz eines bekannten Berliner Radiosenders befindet.
Und hier beginnt die abartige Geschichte vom Wunderland.

Wir standen in der Schlange an, vor uns ein netter Typ mit seiner Freundin. Ein dunkelhäutiger Typ, vielleicht aus dem arabischen Raum, der gut gelaunt war, nicht betrunken und außerdem alles andere als aggressiv. Und dann waren da noch die Herren mit den Knöpfen in den Ohren, mit ausgebeulten schwarzen Jacken, bewaffnet mit der Eloquenz eines betrunkenen Vierjährigen und einer schwachleuchtenden Sieben-Watt-Glühbirne im Kopf (welche für kümmerliche Beleuchtung sorgt) und einer prolligen Gangart zwischen der man ein Schwein durchjagen könnte. Die Türsteher in Jena sind größtenteils nett, wenn man sich an die Spielregeln hält. Die Berliner Türsteher sind es nicht. Die haben Willkür auf ihre Fahnen geschrieben.
Als der nette junge Mann vor uns an der Reihe war, ließ man zwar seine Freundin rein, ihn jedoch nicht. Auf die Frage seinerseits, weshalb er denn nicht rein dürfe, antwortete ein ‚Right Said Fred’-Verschnitt im schwarzen Renegade-Mantel: „Haste dich ma anjekiekt?“.

Netter Typ: „Was solln’ das? Meine Freundin is da schon drinne. Wo is n dit Problem?“
Mr. Propper: „Sone Typen wie du komm hier nich rein und jetz verpiss dich!“
Netter Typ: „Sag ma spinnst du? Ick hab doch ja nix…!“
Mr. Propper: „Ick sagte ‚Verpiss dich’ du Opfer…“

Und der nette Typ ging entrüstet davon, telefonierend. Er tat mir leid. Als der Türsteher dann auch noch „Scheiß Araberpack“ äußerst verständlich murmelte, verspürte ich zutiefst Abneigung ihm gegenüber. Klar müssen Türsteher nicht jeden reinlassen. Aber der Typ wurde wegen seiner ethnischen Herkunft verjagt. Und das nicht berechtigt. Ich werde diesen Club natürlich nie wieder besuchen (schon allein weil die Musik da nicht wirklich ein Erlebnis darstellt).
Aber dieser Rassismus hat mich so angekotzt. Ich kenne solche Türsteher gut. Als ich in Berlin für ne Riesenfeier mal einen Club an der Jannowitzbrücke gemietet habe, gab es eine lange Gästeliste unsererseits. Die Türsteher, die der Club uns da ankarrte haben die Hälfte UNSERER Gäste nicht reingelassen. Diese geistigen Amöben wussten, dass sich alle auf dieser Party kennen, weil wir ja den Club privat gemietet hatten. Die haben sich aufgespielt. Als ich ihnen dann nahe legte, dies zu unterlassen, drohten sie mir mich rauszuschmeißen. Von meiner eigenen Party? Die Einzigen, die überhaupt aggressive Stimmung machten waren sie selbst. Es gibt natürlich auch Türsteher, die verantwortungsbewusst arbeiten. Aber ich schätze mal die meisten sind arrogante, pseudomachtgierige Würstchen, in denen Rassismus zu Hause ist.

Rassismus. Tzzz. Es gibt so viele Ungeheuer in diesem Land. Und die sind zahlenmäßig so wenig, dass sie nicht wirklich gefährlich werden könnten. Aber was mich so wütend macht ist nicht nur das Verhalten von manchen Türstehern (dieses hat ja auch eine Ursache), es ist die Normalität. Deswegen sind es nicht die Ungeheuer die gefährlich sind. Es sind die normalen Menschen. Und ich kann dieses Verhalten ehrlich gesagt nicht mal als ‚dekadent’ bezeichnen, da die Kultur hier anscheinend schon vor vielen Jahren mit der Wucht einer Dampframme zerschmettert wurde. Woher kommt nur diese generelle Ablehnung? Ich denke, solche unmenschlichen Schablonen katapultieren uns ins Abseits. Und ich habe diese Debatte langsam satt. Die eine Seite, die fälschlicherweise Ungerechtigkeit kundtut, indem sie behauptet, ‚Ausländer’ bekommen hier erstmal kostenlos die Zähne neu gemacht, langweilt mich und kotzt mich an. Sie sind der Gehirnschlag von stinknormalem friedlichem Umgang.
Und auf der anderen Seite sind da noch die penetranten Menschen, die ständig gegen Ausländerfeindlichkeit hetzen. Sie begreifen nicht, dass sie selbst die Grenzen bauen mit dem Wort ‚Ausländer’. Es sind in erster Linie Menschen. Manch ausländerfeindliche Mensch bezeichnet sie makabererweise auch als Mensch, wenn er ‚Kanake’ ruft. Es geht hier nicht um Schutz und Toleranz. Es geht lediglich um Einsicht.
Das ist ein Planet und niemand hat eigentlich das Recht ihn wie sein Eigentum zu behandeln. Auch nicht auf einer Mikroebene. Man packt Menschen nicht einfach in Gruppen und findet diese dann einfach nur nicht gut. Sowas ist total sinnfrei. Und man beschimpft Menschen nicht mit ihrer Herkunft und ihrem Aussehen. Menschen, die sowas tun, haben einfach Schiss vor geistigem Schwanzvergleich. Es sind Menschen, die Respekt für sich selbst als wichtig zu fühlende Komponente einstufen, dennoch unfähig sind zu erkennen, dass alle Menschen Respekt verdienen. Und Frieden. Und Zufriedenheit. Aber manche sind nunmal so egozentrisch, dass sie lieber kaputt machen, was sie nie wirklich besessen haben.

Rassismus ist mutiert. Er heißt jetzt ‚Menschenfeindlichkeit’. Und sowohl die eine, als auch die andere Seite sind das Spiegelbild vom Menschenfeind. Das ist das Problem. Natürlich ordnen wir alles unter dem Deckmantel der jeweiligen Herkunft. Aber egal. Nicht nur das Klima scheint morsch im Kopf zu werden. Wir entwickeln uns parallel dazu ins Nichts.
Solange das Projekt Schwachsinn noch läuft, werden auch in Zukunft immer mehr Menschen diskriminiert werden, die dieselben Interessen verfolgen wie wir: zufrieden zu sein. Aber in diesem Wunderland, auf diesem Planeten ist Utopie wohl Utopie.

Ich gehe jetzt mal los und hoffe, dass ‚2Unlimited’ auch in Zukunft kein Comeback feiern werden.
Zeitloope - 21. Mär, 16:50

Menschen wollen sich gleichen UND unterscheiden - exoten sein, um zu exoten zu gehören.

es ist ein grundmechanismus, den der mensch BRAUCHT - empathie und aphatie.
auch der grundmechanismus der verallgemeinerung muss sein - konkretisierung und abstraktion.

die ebene die du da jedoch beschreibst ist mir ebenfalls zutiefst zuwieder - es werden eigenschaften eines menschen als kriterium herangezogen, die der geistigen reife eines zwei-minuten-alten maulwurf-embryos entspringen.

bastiH (Gast) - 21. Mär, 16:58

leider ist es der mensch der den begriff 'grundmechanismus' definiert. aber du hast schon recht. merkmal ist es wirklich. gefallen tut es mir trotzdem nicht.
Zeitloope - 21. Mär, 17:06

der mensch versucht eben doch vieles einzuGRENZEN, zu definieren. gefallen tut mir das auch nicht, auch wenn ich dem ganzen zum teil selbst unterworfen bin, aber das wissen darum ist vielleicht schon ein fortschritt...
bastiH (Gast) - 21. Mär, 17:10

dieses eingrenzen wird ihm irgendwann zum verhängnis. dieses eingrenzen ist der splitter in der sache.

aber ja... du hast recht. wissen ist fortschritt.
Zeitloope - 21. Mär, 17:16

wieso stört mich das "wissen ist fortschritt." jetzt bloß? :-)
bastiH (Gast) - 21. Mär, 17:17

*gg*... schön, dass du die sarkastische note in den drei worten spürst... ;)
Zeitloope - 21. Mär, 17:21

da verabschiede ich mich doch mit einem lächeln, )
bastiH (Gast) - 21. Mär, 17:22

au revoir... :)!
tpl - 21. Mär, 22:15

um mich da noch ein bisschen dranzuhängen, geb ich jetzt mal das statement ab, dass ich mit grenzen an u für sich kein problem hab (grundsätzlich).
allein schon deswegen, da ich solche tagtäglich aufweisen muss. aber nicht um ein- oder auszugrenzen sondern um orientierung zu bieten. damit sich das leben nicht ins uferlose bewegt.

mich stört diese art von menschenfeindlichkeit genauso, ebenso ist mir diese schubladisierung zuwider (sei es wegen herkunft, aussehen, lebensweise, religion, bildungsstand u was der teufel es noch für kriterien geben mag). genauso erschreckt es mich, dass dieser angstmechanismus bei so vielen menschen funktioniert.

u andererseits tröstet es mich ungemein, dass es trotzdem menschen gibt, die diesen umstand wahrnehmen, sich dagegen stellen u sichtbar machen. das versuche ich, in meinem "micro"kosmos zu unterstützen, zu leben. mein beitrag - das meiste, da ich tun kann....

vaki nore - 22. Mär, 10:50

diesen umstand wahrnehmen ist wichtig, wichtiger finde ich jedoch das reagieren. rassismus ansprechen, nicht nur darüber schreiben oder ihn wahrnehmen sondern konkret ansprechen. ich war noch nie in einer situation wie in der beschriebenen von bastih. aber ich bin mir sicher, wenn mir sowas jemals passieren sollte dann gehe ich a. sicher nicht in diesen club und b. sage ich dem türsteher meine meinung. auch wenn ihm diese scheiß egal ist, ist es doch wichtig, ihn wissen zu lassen, dass es menschen gibt, die eine solche abartige art ablehnen.
basti (Gast) - 22. Mär, 10:57

@vakinore
es wird ihn nciht interessieren, ob jemand es als rassistisch empfindet. und da er ihn nicht angefasst hat, was soll man machen. ich hatte an diesem abend nicht vor die welt von einer menschlichen kehrseite zu befreien. ich wollte mit freunden, die ich so gut wie nie sehen kann, einen netten abend verbringen. konsequenzen hab ich trotzdem daraus gezogen. und falls es interessiert. dem club habe ich am nächsten tag eine email geschickt und gebeten ihren security-dienst mal zu überdenken, wenn sie nciht noch mehr besucher verlieren möchten.
bastih (Gast) - 22. Mär, 10:59

ich denke weiterhin, dass es sehr wichtig ist 'nur' wahr zunehmen. schweigen heißt nicht wegsehen. schweigen kann manchmal der lauteste schrei sein. ehe wir nicht erstmal erkennen nützt es nichts, wenn einer gegen die wand läuft.
vaki nore (Gast) - 22. Mär, 11:11

du hast recht, natürlich kommt das warhnehmen und erkenne vor der reaktion. wichtig ist das wir reagieren und das hast du auch getan. ich find es ganz toll dass du dem club eine mail geschrieben hast, wirklich. wir reagieren alle unterschiedlich, leider gottes viele überhaupt nicht.
weißt,ich bin eher von der impulsiven art, muss immer gleich meinen mund aufmachen oder handeln, wenn ich ungerechtigkeiten verspüre;-)

ja. das kann auch nich verkehrt sein, wenn mand en mund gleich aufmacht.
Para (Gast) - 22. Mär, 14:49

heute bleib ich mal weg vom philosophischen blabla, weil ich schlichtweg schlecht drauf bin.. aber was ich gestern schon geschrieben haben wollte.. dann aber zeitlich nicht geschafft habe..

du drückst sehr gut das aus, was ich denke.. zumindest bei diesem thema..

fühl dich gedrückt..

T.

p.s.: die warscheinlichkeit das 2unlimited ein comeback starten is echt gering.. zumindest in der original besetzung.. ist die liebe melanie thornton (oder wie sie auch immer geschrieben wird) doch schon ein paar Jahre tot :/

trotz der tatsache, dass es mir leid tut, dass die gute frau verstorben ist, bin ich dennoch musikalisch gesehen nicht unglücklich darüber... :). hoffe das war jetzt nicht zu pietätlos.
Para (Gast) - 22. Mär, 16:18

ich denke nicht.. *gg* auch wenn die frühere vorliebe meines großen bruders für die band eigentlich verpflichtet ^^ die zeit ist zum glück vorbei ^^

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