Schau genau hin, liebe Erinnerung.

apos Ich musste heute nach meinem Ästhetikreferat irgendwie an meinen Kumpel Peter denken. Peter hat sich vor ein paar Jahren das Leben genommen. Er war zu diesem Zeitpunkt der erste Mensch, der das in meinem Umfeld fertig brachte. Peter und ich verstanden uns echt gut. Zusammen mit meinem besten Kumpel und baldigen Ex-Mitbewohner Mexx (*schnief*) und Peter wurden die lustigsten Abende gestartet. Er hat ständig ein drauf gemacht, war immer guter Dinge und ihn konnte nie etwas erschüttern. Bis zu jenen Tag, als er einen Abschiedsbrief verfasste und sein Auto mit hoher Geschwindigkeit gegen einen Baum setzte. Peter war Berichten zufolge sofort tot. Ich erfuhr noch am selben Tag von einem Bekannten was passiert war. Am nächsten Tag las ich es in der Zeitung. Mir hat es damals alles abgeschnürt.
Dann, im Januar 2004, nahm sich eine Freundin von einem sehr guten Freund von mir das Leben. Sie hieß Marie und ich mochte sie echt gern. Ich wusste sie hatte viele Probleme. Sie war so zynisch und doch irgendwie so lieb. Als sie sich damals aus ihrem Fenster schmiss, brach nicht nur für ihre Mutter eine Welt zusammen. Ihre Kindheit ging verloren durch ihren Vater. Sie wollte nie wirklich über ihre Probleme reden. Stattdessen dachte sie, dass sie sich nur anstrengen muss alles zu vergessen.
Menschen gehen manchmal einfach eigenartig mit ihren Problemen um. In beiden Fällen war ich traurig, sehr angespannt. Zu beiden Beerdigungen konnte ich damals nicht gehen. Ich konnte nicht auf ihre Gräber sehen. Ich war so wütend über diesen Egoismus. Wie kann man sich nur so aus dem Leben stehlen. Mir ist bis heute klar, dass die Gründe für deren Freitode sicher plausibel waren. Zumindest für die beiden. Wütend bin ich darüber, dass sie mit niemanden über ihre Probleme geredet haben.
Man unterschätzt dieses Gefühl, welches entsteht, wenn man einfach nur mit jemanden reden kann. Ich weiß noch bis heute, dass Marie mal auf einer Party zu mir meinte:

„Borsti, gewisse Dinge sind mir unerklärlich. Ich befürchte es sind die Dinge, die wirklich wichtig sind.“

Zurück blieben viele trauernde Menschen, die nicht begreifen konnten, warum. Sie sahen nur das ‚Wie’. Ich wollte nie pietätlos sein, aber die wenigsten Menschen wollten wirklich verstehen, was mit beiden los war.
Ich frage mich welchen Punkt man erreichen muss um Suizid zu begehen. Da müssen alle Alternativen ausgeschöpft sein, oder?
Seitdem bin ich noch wachsamer, was mein direktes Umfeld betrifft. Denn wenn ich ehrlich bin, denke ich manchmal noch an Peter und Marie.
Es ist so wichtig, dass einem bewusst ist, dass man immer aufgefangen werden wird, wenn der Boden unter den Füßen weg bricht. Wir als Freunde müssen immer die Augen offen halten. Damit wir uns irgendwann nicht vor Beerdigungen drücken müssen, weil wir es nicht ertragen können.
katiza - 27. Jun, 10:16

Denk ich an die Menschen, die selbst gegangen sind, fällt mir immer wieder der Satz ein: Selbstmord ist eine dauerhafte Lösung für ein vorübergehendes Problem. Es sind wahrscheinlich nie alle Alternativen ausgeschöpft, es erscheint nur so. Du hast recht: Wir müssen immer die Augen offen halten - als Freunde, als Leidende, immer einfach.

starion - 27. Jun, 10:58

wurde das erste mal mit 13 mit dem "frei"tod einer schulkollegin konfrontiert - konnte es damals nicht nachvollziehen und kann es heute noch nicht, liegt wohl aber an meiner durchaus behüteten kindheit und das wir immer für alles eine lösung gefunden haben...

ich hab in meinem bekannten- und freundeskreis 2-3 leut wo ich sehr sensibel auf ihre äusserungen achte, weil ich bei denen weiss, dass sie es vielleicht wieder probieren würden... und ich nicht an ihren gräbern stehen möchte...

aus dieser verantwortung kann und will ich mich nicht rausstehlen...

Lucky#Slevin (Gast) - 27. Jun, 12:14

Du sagst das so schön- "wir als Freunde". Aber was ist, wenn sich diese Rolle einmal ändert, und plötzlich merkst du, dass ja, DU warst der Freund- und wo sind deine?
Leider kann man sich seine Gesprächspartner nicht einfach herzaubern. Und die nötige Vorarbeit, bzw. der Mangel daran ist meistens schon ein ausschlaggebender Punkt für eine solche drastische Entscheidung.

dus - 27. Jun, 13:23

schwieriges thema.
weil der grat sehr schmal ist .. man ist nämlich trotz allem nicht für das glück/unglück anderer verantwortlich.
schwieriges thema.

schlauschiesser - 27. Jun, 15:23

Es müssen nicht unbedingt alle Alternativen ausgeschöpft sein.

Es reicht auch, lange genug zermürbt worden zu sein. Immer wieder Tiefschläge, ohne die Zeit mit ihnen fertigwerden zu können und das über einen längeren Zeitraum kann, denke ich, auch reichen. Wenn die Energie und der Glaube an die Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns schwinden, können einem solche Ideen wahrscheinlich kommen. Ab einem gewissen Punkt können dann auch Freunde nicht mehr helfen. Es sei denn, sie sind mutig genug, denjenigen vor sich selbst zu schützen.

Nein, ich rede nicht aus eigener Erfahrung.

Es grüßt

der Schlauschiesser

ParaChan - 27. Jun, 15:54

..ich kann den beiden keine vorwürfe machen.. nicht sagen "dudu ihr bösen".. will ich auch garnicht.. ich denke, das will niemand..

aber genauso will niemand im ungewissen sein, ob er etwas dagegen hätte tun können.. und glaub mir.. ich spreche aus eigenerfahrung.. niemand hätte etwas tun können.. wenn jemand das schicksal in die hand nimmt und den zeitpunkt seines todes selbst bestimmt, dann kann diesen menschen im seltensten fall auch nur irgendjemand davon abbringen..

sie haben meine verachtung.. und gleichermaßen meinen respekt.. denn ich weiß wie schwer auch dieser schritt ist.. selbst wenn man sich entschieden hat diesen zu gehen..

ich war einfach zu oft in der selben situation wie deine beiden freunde.. oder kurz davor.. um objektiv etwas dazu sagen zu können..

..ich weiß nur, das ich den mumm nicht habe.. und das ich ihn auch nichtmehr haben will.. denn mit der zeit lerne ich dieses leben zu lieben.. für manche kommt diese einsicht aber zuspät.. oder eben nie..

JuleSchwester (Gast) - 27. Jun, 19:59

Ich denke, dass wir nicht fähig sind zu sehen, ob jemand suizidgefährdet ist...vermuten, erahnen, glauben, befürchten...aber nicht sehen und wissen...dafür ist der mensch zu egoistisch

schlauschiesser - 28. Jun, 13:43

Nein, nicht zu egoistisch.

Ich glaube, es ist vielmehr so, daß die wirklich entschlossenen es einfach tun ohne vorher damit hausieren zu gehen. Sie sind eines Tages einfach tot. Kein Rumgeschnippel an den Armen, keine mysteriösen Ankündigungen, nichts. Sie tun es einfach.

Die anderen bitten ja auf ihre Art um Hilfe. Allerdings muß man diese Bitte erkennen und "richtig" reagieren. Dazu kann auch gehören, daß man erkennt dieser Aufgabe nicht gewachsen zu sein.

Es grüßt

der Schlauschiesser
fatal - 30. Jun, 22:06

dich komischer vogel gibts noch?
ich lasse liebe grüße da

tpl - 1. Jul, 12:00

hab jetzt nicht das bedürfnis zu erzählen, was ich da so miterlebt hab. nur so viel - kenne z.t. das gefühl u die gedanken.
u diese wut über den egoismus, wie du sie beschreibst. diese wut, die du oft gar nicht aussprechen darfst, die du mit dir lang herumträgst u die als "falsch" verbucht werden sollte. u trotzdem auf diesem konto nicht platz hat. die mit der zeit kleiner wird u fast ganz verschwindet. bis man wieder daran erinnert wird u sie wieder ganz präsent ist.

beruhigend, dass ich damit doch nicht ganz allein bin.

bateman - 9. Jul, 21:10

Leider kenne ich auch ein paar Leute, die den Suizid gewählt haben und stell(t)e mir auch die Frage, wie groß die Verzweiflung bei diesen Menschen sein musste.

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