Mittwoch, 15. August 2007

Die Amis, die.

apos Nachdem ich nun Wisnewskis "Lügen im Weltraum" beendet habe, kommt man ganz schön ins Grübeln und so.

Und was mir partout nicht aus dem Kopf will ist seine Bemerkung, die sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht. Ein roter Faden, der die allgemeine Geisteskrankheit unserer ganzen Spezies (speziell der „Führung“ Amerikas) zeitlich lokalisiert und auf den Punkt bringt: Unsere Ambitionen übersteigen unsere Fähigkeiten.

Und da ich mich voller Vorfreude auf Terry Pratchett’s „Einfach göttlich“ gestürzt habe, übertrage ich jetzt mal eine kleine von ihm geschriebene Geschichte auf das ganze USA-Welt-Verhältnis:

Da wäre zum einen die Schildkröte. Das sind wir. Die Europäer und der ganze andere Rest der „Welt“. Wir kriechen am Boden. Unser Horizont reicht nur bis zu den Grashalmen, die uns die weitere Aussicht versperrt. Wir sind langsam und hängen nach. Aber unsere Ambitionen übersteigen nicht immens unsere Fähigkeiten. Wieso haben als lahmarschige Schildkröte in einer Welt überlebt, die immer schneller wird und alles ausselektiert was nicht mithalten kann? Naja. Wir stellen eben keine Gefahr da. Trotzdem ist es schwer uns zu vernichten, weil wir so einen harten Panzer haben.
Und dann gibt es noch den Adler. Den stolzen König der Lüfte. Das sind die USA. Sie schweben so hoch, dass ihr sichtbarer Horizont einfach alles übersteigt und erst am Ende der Welt seinen Ausgang findet (ich ignoriere jetzt mal Neil Postman, der meiner Meinung den Nagel auf den Kopf getroffen hat). Der Adler sieht alles. Wie die Amis. Er überwacht alles und kann in windesteile anvisieren und sein Opfer angreifen. Kein Problem für ihn. Selbst die Distanz ist lächerlich für den König der Lüfte.
So kreist der Adler am Himmel und sucht nach potentiellen Opfern. Nun erspäht er uns. Die Schildkröte. Ihn interessiert unser Panzer nicht. Er steuert auf uns zu und schnappt uns mit seinen Krallen.
Und was denkt die Schildkröte? Sie denkt nicht: „Scheiße. Das war’s jetzt.“
Nein. Sie freut sich darüber, endlich mal mehr von der Welt zu sehen als ihren Boden. Sie ist so schnell, wie sie sich es immer erträumt hat. In 200 Meter Höhe in den Klauen des Adlers ist sie glücklich mehr gesehen zu haben. Für sie ist der Adler ein guter Freund, der ihr ermöglicht hat, mehr zu sehen. Ihr ist nicht bewusst, was der Adler vorhat.
Und dann? Der Adler denkt sich, er kann es auch einfacher haben. Er hat kein Bock drauf den Panzer zu knacken, auch wenn die Schildkröte sicherlich sehr lecker schmecken würde. Also lässt er sie fallen um sich ein leichteres Ziel auszusuchen. Mit einem Affenzahn fliegt die Schildkröte nun vom Himmel. Sie realisiert, dass sie bald tot sein wird. Den Adler interessiert das gar nicht. Er geht einfach weiter auf Beutezug. Stellen wir uns jetzt mal vor, dass würde er mit jeder Schildkröte machen. Einfach nur weil er Sadist ist und alle aus großer Höhe zu Boden fallen lassen will. Irgendwann gibt es keine Schildkröten mehr. Keiner hat es mitbekommen, weil alle Schiss haben, selbst vom Adler erwischt zu werden. Und diejenigen, denen es nicht bewusst ist, wie groß diese Gefahr ist, die werden sich eher darüber freuen, wenn der Adler sie packt. Denn dann sehen sie mehr und sind so schnell wie in ihren kühnsten Träumen. Keiner hält den Adler auf. Er ist einfach zu schnell und zu clever.
Das einzige was vielleicht hilft, ist seinen Verstand einzuschalten und alles dafür zu tun, dass der Adler nicht zupacken kann. Das bedeutet, dass man sich nicht freuen sollte, wenn der Adler angeschwirrt kommt.
Wie sagte Kant einmal so schön: Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.
Viel Erfolg dabei.

Nachtrag: Was der Adler nicht weiß ist, dass je öfter er die Schildkröte fallen lässt (nehmen wir mal an es gibt soviele, dass er es nicht alleine schaffen kann sie auszurotten), irgendwann die natürliche Auslese von vorne beginnt. Die Schildkröte gewöhnt sich an den Fall als Spezies. Ihr wachsen dann irgendwann auch Flügel. Und dann hat der Adler schlechte Karten.

Dienstag, 7. August 2007

Kurz weg.

Sorry Leute, bin momentan grad im Umzugsstress und hab noch zwei Wochen Arbeiten in Berlin vor mir. Werd in nächster Zeit erstmal nicht dazu kommen was zu veröffentlichen.

Hab momentan auch kein Internet.

Meld mich demnächst wieder in aller Frische, versprochen.

Bis dahin:

//abstrakt bleiben.

Freitag, 27. Juli 2007

Aktion-Reaktion.

apos "Allererste Sahne."

Mittwoch, 25. Juli 2007

Horror zum Einschlafen.

apos Frau Jones hat gestern den Film KEN PARK gesehen. Und auch ich hab mir zu später Stunde noch sehr kontroverses Kino "gegönnt". Da ich ja u.a. Filmwissenschaft studiere, bin ich unheimlich aufgeschlossen was Filme angeht. Besonders Filme, die Gewalt und Sexualität thematisieren und all ihre Schattenseiten aufzeigen, sind in dem Zusammenhang interessant für mich.

Also hab ich mir vor dem Einschlafen mal wieder seit langem IRRÉVERSIBLE und MENSCHENFEIND reingezogen. Das sind so zwei Filme, die sich auf ewig in die Erinnerung eindreschen und zwar mit der Gewalt, die sie darstellen. Genau wie bei Pasolinis nihilistischem Manifest SALÒ: DIE 120 TAGE VON SODOM, sitzt der Kloß tief im Hals des Zuschauers.

Was soll man von beiden Filmen halten? Nun. Ich würde wohl erstmal dazu raten, diesen Film nicht aus Unterhaltungszwecken zu sehen. Das sind alles andere als Splatterfilme (vor allem IRRÉVERSIBLE).

In IRRÉVERSIBLE regnet es hypnotische Bilder unter dem Slogan 'Die Zeit zerstört alles'. Der Film beginnt hinten und arbeitet sich rückwärts nach vorne zum Anfang (vergleichbar mit Nolan's MEMENTO). Der Film "beginnt" also in dem Schwulenclub 'Rectum' (Paris?). Zwei aufgebrachte Männer stürmen diesen Club. Sie suchen jemanden. Von Anfang an zieht die Kameraführung den Zuschauer in einen sprichwörtlichen Sog. Wie ein Blatt im Wind wirbelt sie umher. Pausenlos. Was teilweise wie eine sehr anstrengende visuelle Erfahrung wirkt, dient dem Zweck des willkürlichen Berührens des Zuschauerauges. So wie hier im kommenden Gezeigten die Grenzen der Moral und Ethik aufgeweicht werden, so werden uns die "Gesetze" der Kadrierung um die Ohren gehauen. Wir dürfen dann in Nahaufnahme, nach vielen sadomasochistischen Begegnungen im Club, nach erigierten Penissen, ein Inferno der Gewalt bezeugen, dessen Gründe uns an dieser Stelle des Films noch gar nicht erschließbar sind. Ein Arm wird über das Bein gebrochen, der anschließende Racheakt, bei dem einem Menschen in Nahaufnahme mit erschreckender Echtheit und brachialer Wucht der Schädel mit einem Feuerlöscher eingeschlagen wird. Zehn bis fünfzehn Mal sehen wir zu, wie das Gesicht immer unerkenntlicher deformiert wird, der Tod dieses Menschen lässt auf sich warten. Man sieht wie sein Körper noch zu minimalen Reaktionen fähig ist, bis der Schädel nur noch Matsch ist.
Ich war beim ersten Mal so fassungslos, weil ich so was noch nicht mal in einem Splatterfilm gesehen habe. Es hat so echt gewirkt, weil der Film mit der unsichtbaren Montage, dem digitalen Schnitt arbeitet.
Das ist die Einleitung des Films. Man weiß nicht, wie man das bewerten soll. Es ist nachzuvollziehen, dass man dazu neigen würde dem Regisseur eine Verherrlichung zu unterstellen, da dieser Film einen blinden Fleck unserer Gesellschaft abtastet.
Mit voranschreitender Geschichte erschließen sich langsam die Gründe für dieses Gewaltinferno. In der Mitte des Film können wir begreifen, dass die beiden Männer einen Mann suchen, der die Freundin des Einen in einer Straßenunterführung vergewaltigt hat.
Diese Vergewaltigung ist die albtraumhafteste Sequenz, die ich jemals im Verständniskontext eines Filmes wahrgenommen habe. Alle Paradigmen meiner Wahrnehmung wurden dabei gelähmt. Die Vergewaltigungssequenz dauert zehn Minuten. Dies ist eine der wenigen Stellen im Film, an dem die Kamera zur Ruhe kommt. Sie stellt sich in Untersicht zum Geschehen auf und beobachtet dieses voyeuristisch. Ich bin ja echt überhaupt nicht empfindlich, aber mit was für einer Gewalt und Erniedrigung diese Vergewaltigung abläuft, treibt einem alles hoch. Menschen, die der Meinung sind, dass man doch so was nicht im Film zeigen kann, die haben nicht begriffen, dass es nichts aber auch nichts an einer Vergewaltigung gibt, das man beschönigen kann. Und deswegen ist diese Snuff-vergleichbare Einstellung so echt. Im Hintergrund, im Unscharfen betritt ein Mann die Unterführung, der die Vergewaltigung registriert, aber aus Scham (Zivilcourage) auf dem Fuß umdreht und verschwindet. Die Vergewaltigung soll an der Stelle noch ganze fünf Minuten dauern. Das ist eine Schlüsselszene, in der dem Betrachter nun endgültig die Pistole auf die Brust gesetzt wird und dieser nicht mehr leugnen kann, dass das Gezeigte zwar keine Realität ist (weil eben fiktiv), aber der Wahrheit entspricht. Man wird eingemauert und bis ins Unerkenntliche traumatisiert. Wir balancieren an einer Grenze des psychischen Schmerzes. Wir vergessen unsere Umgebung und werden hinein gesaugt. Das ist wirklich bemerkenswert an diesem kontroversen Film. Bei der Uraufführung von IRRÉVERSIBEL verließen mehr als 600 Menschen den Saal, weil sie dem nicht mehr gewachsen waren.
Wir beobachten also eine anale Penetration eines schwulen Zuhälters, der seine physische Gewalt mit unglaublicher verbaler Gewalt und Angst komplettiert. Er will "Papa" genannt werden, während er den zitternden Frauenkörper mit unermesslicher Brutalität zerstört. Der Vaterkomplex, der Abgesang auf Religion und Gott (anale Vergewaltigung). Ein Akt, der motiviert wird durch den Wunsch nach Liebe auf der einen Seite (Vergewaltiger) und auf ein Zerstörungsakt auf der anderen Seite (Opfer), zerstört uns alle Illusionen von Sex, Liebe, Rachegefühlen und Moral.
Er beendet seine Vergewaltigung (man sieht seinen erigierten Penis) indem er ihren Kopf nimmt und so oft auf den harten dreckigen Betonboden schlägt, dass sowohl ihr Bewusstsein, als auch ihr Gesicht zur Unerkenntlichkeit aufgelöst wird. In diesem Moment bewegt sich die Kamera, die genau wie der Zuschauer gelähmt daneben stand (was sie wohl als unser Auge identifizieren soll) auf das Geschehen zu.
Das Trauma ist komplett. Es wirkt beinahe pietätlos, dass am Ende eine unheimlich liebevolle Sequenz gezeigt wird, wobei der "später" vergewaltigten Frau ihre Schwangerschaft bewusst wird.

Dieser Film zeigt die Zerstörungswelle der Zeit, die Rache, das Lahmlegen von Moral und Liebe. Er hat das Leben so unvorstellbar bestialisch zugerichtet, wie das Kopfkino im Zuschauer. Diesen Film wird man niemals vergessen, denn seine Wirkungskraft, wie Stiglegger schreibt, wird das Publikum mit der Wucht einer Dampframme mitten ins Herz treffen. Hass, Wut, Tränen, Blindheit und Liebe.
IRRÉVERSIBLE ist einer der radikalsten und existenziellsten Kommentare zum Kontext zwischen Leben, Film und Zeit, der in den heutigen Zeiten überhaupt denkbar ist.
Er soll nicht provozieren, er soll lähmen und alles verändern. Deswegen: Vorsicht. Extrem empfehlenswert.

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Zuletzt aktualisiert: 4. Jul, 08:11

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BASTI<3
ICH LIEBE DICH MEIN SCHATZ :*
Thomas (Gast) - 4. Jul, 08:11
Wunder für die Gefühl...
Wunder für die Gefühl Welt....... !!!!
Henry Unger (Gast) - 8. Apr, 08:31
Musik
Wunerbar an dem Film ist vor alem die Musik, welche...
RyanO (Gast) - 28. Mär, 01:01
ich war es bis dato gewohnt,...
ich war es bis dato gewohnt, einfach mal nette leute...
bastiH (Gast) - 28. Jul, 09:14
lol du armer idot klar...
lol du armer idot klar soltlest du allen in den ass...
soag (Gast) - 8. Jul, 00:48
Aaa
Daher kennen wir uns also...
Stef (Gast) - 28. Mär, 21:06
du kranker
du kranker
jens (Gast) - 16. Feb, 14:12
diesen film...
... hatte ich mir vor einiger zeit absolut unvoreingenommen,...
mi3000 (Gast) - 22. Dez, 22:52
Warum gehen einige zu...
Warum gehen einige zu wordpress?
bateman - 16. Dez, 21:16
understood
la maman hat verstanden. du bist erlöst. may the force...
magali (Gast) - 31. Okt, 09:43